Unsere Dossiers

Sie finden hier Dossiers der SP Frauen* Schweiz zu verschiedenen aktuellen Themen. Die Dossiers enthalten eine Sammlung von Stellungnahmen, Artikeln, Positionspapieren und Medienmitteilungen. Sie werden laufend aktualisiert.

Die Corona-Krise

Die aktuelle Coronakrise zeigt, auf welch tönernen Füssen unsere gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung steht. Frauen stehen nicht nur im Gesundheitswesen und in anderen «systemrelevanten» Funktionen schlecht bezahlt an der Front, sondern werden auch bei der Kinderbetreuung weitgehend alleine gelassen.

Für die SP Frauen ist klar: Die Bedürfnisse der Frauen müssen bei der Bewältigung dieser Krise berücksichtigt werden, und es müssen dringend Lehren daraus gezogen werden!

Keine Klimagerechtigkeit ohne Gendergerechtigkeit!

Weltweit hinterlassen Frauen einen kleineren ökologischen Fussabdruck als Männer. Sie sind aber überproportional von dessen Auswirkungen betroffen. Gleichzeitig werden sie weniger in die Klimapolitik einbezogen, und haben weniger Möglichkeiten, diese zu beeinflussen. Aber Frauen sind nicht einfach Opfer – Frauen sind auch die Lösung. Frauen spielen eine zentrale Rolle bei der Verhinderung der Klimakatastrophe. Das breite Wissen von Frauen muss in den Prozess der Entscheidungsfindung und Gesetzgebung miteinbezogen werden!

Die Energiewende ist Frauensache!

2011 beschliesst eine Frauenmehrheit im Bundesrat die Stilllegung der AKW und läutet die Energiewende ein. 2017 sagte 58% des Stimmvolks Ja zur Energiestrategie. Bei den Frauen waren es 64%. 2019 übernimmt Simonetta Sommaruga das UVEK. Die Versorgungssicherheit wird zum Thema. Die Energiepolitik wird von linken Frauen geprägt und: Das soll so bleiben!

Care-Arbeit und Kinderbetreuung

Die SP Frauen fordern einen sozialversicherungsrechtlichen Schutz bei unbezahlter Care-Arbeit.

Die Care-Arbeit (die unbezahlte und bezahlte Pflege-, Betreuungs- und Sorgearbeit) muss volkswirtschaftlich, aber auch gesellschaftlich und sozialpolitisch als wesentlicher Teil unseres Wirtschaftens anerkannt werden.

Wer unbezahlte Care-Arbeit  leistet, ist mit nachteiligen Konsequenzen bei der beruflichen Laufbahn und der sozialen Absicherung konfrontiert. Die Wahlmöglichkeit bei der Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern bleibt damit eingeschränkt.

Die bezahlte Care-Arbeit  in öffentlichen und privaten Institutionen wie Krippen, Spitälern, Heimen und in privaten Haushalten steht zunehmend unter Spar- und Rationalisierungsdruck. Eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen ist die Folge.

Ob bezahlt oder unbezahlte Care-Arbeit, ob Betreuung von Erwachsenen oder von Kindern: Die Nachteile treffen vor allem Frauen. Ihr Anteil in diesen Arbeitsbereichen ist besonders hoch.

Die SP Frauen fordern hier Investitionen: Für den Care-Bereich müssen Standards für gute Arbeit und gerechte Löhne entwickelt werden. Auch müssen Anreizprogramme für die Umverteilung von unbezahlter Familien- und Sorgearbeit von Frauen auf Männer geschaffen werden. Zudem braucht es einen sozialversicherungsrechtlichen Schutz bei unbezahlter Care-Arbeit.

Gewalt an Frauen, Waffen

Ein Leben ohne Gewalt ist ein Menschenrecht, kein Privileg. Trotzdem ist dieses Grundrecht zahlreichen Menschen in unserem Land und im Rest der Welt verwehrt.

Gemäss einer im Mai 2019 veröffentlichten Umfrage von GFS Bern, die im Auftrag von Amnesty International gemacht wurde, zeigt erstmalig die Verbreitung sexueller Gewalt in der Schweiz mussten in der Schweiz 22 Prozent der Frauen ab dem Alter von 16 Jahren bereits ungewollte sexuelle Handlungen erleben. Werden die 22 Prozent auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet bedeutet dies, dass um die 800’000 Frauen bereits von ungewollten sexuellen Handlungen betroffen waren. Von allen befragten Frauen haben zwölf Prozent Geschlechtsverkehr gegen den eigenen Willen erlebt. Dies entspricht rund der Bevölkerung der Stadt Zürich.

Zudem zeigen verschiedene Berichte und Studien regelmässig die erschreckenden Folgen auf, die Gewalt an Frauen erstens für die Direktbetroffenen und zweitens für die Gesellschaft als Ganzes hat. Häusliche Gewalt ist leider alles andere als eine Banalität, wie ein Blick in die Kriminalitätsstatistik mit erschreckender Deutlichkeit offenbart. 20’123 Straftaten im häuslichen Bereich wurden im Jahre 2020 von der Polizei registriert. Im gleichen Jahr wurden in der Schweiz 28 Femizide und 86 versuchte Femizide begangen.

Die SP Frauen* engagieren sich dafür, dass alle das Recht auf ein Leben ohne Gewalt haben.

Lohngleichheit, Steuer- und Rentengerechtigkeit

Lohngleichheit und eine ausgewogene Vertretung der Geschlechter in allen Berufen ist nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung, sondern entscheidet auch über soziale Sicherheit.

Ökonomische Gleichstellung ist erst dann erreicht, wenn jede Person in der Schweiz sozial sicher ist, unabhängig von Geschlecht und Landesgrenzen; einen gerechten und diskriminierungsfreien Lohn bezieht, der zum Leben reicht; gesundheitlich gut versorgt wird, unabhängig von Geschlecht und Einkommen; individuell besteuert wird, unabhängig von Zivilstand, Lebens- oder Familienform; betreut und unterstützt wird und in jeder Lebensphase diskriminierungsfrei leben kann; auf eine nachhaltige Wirtschaftspolitik zählen kann, die betreuungsintensive Arbeiten nicht auf Private abwälzt und auf transparente Budgets und Staatshaushalte zählen kann – auch in der Geschlechterfrage!

Manifest für eine konsequent feministische Sozialdemokratie

Wer glaubt, die SP Frauen* seien vor 100 Jahren einfach so entstanden, irrt.

Die Gründung der “Frauenagitationskommission” innerhalb der sozialdemokratischen Partei 1917 enthielt alle inneren und äusseren Konfliktlinien, die uns noch heute beschäftigen. Schon zu Beginn ging es um den Platz und Stellenwert der SP Frauen*: Dürfen sie sich vor allem um „Frauen*-Anliegen“ kümmern? Oder geht es darum, dass Frauen* gleiche Rechte bekommen wie Männer*? Oder darum, die Gesellschaft grundsätzlich zu verändern?

Das vorliegende Positionspapier widmen wir all den Frauen*, die sich in den letzten 100 Jahren und zuvor, unermüdlich und teilweise unter gefährlichen Umständen, in der Arbeiterinnenbewegung und bei den SP Frauen* für die Gleichstellung der Geschlechter und eine tatsächliche bessere Welt eingesetzt haben.

Sie taten dies, indem sie immer wieder die Machtfrage stellten. Dies wollen wir im folgenden Positionspapier auch tun – und zwar im Sinne der Geschichte der SP Frauen*: Es sind dies konkrete Forderungen, aber auch langfristige Visionen. Wir zeigen einige aus feministischer Sicht prioritäre politische Felder auf und stellen die entsprechenden Machtstrukturen in Frage.

Bäuerinnen und Landfrauen

Die neue Agrarpolitik 2022 (AP 22+) sieht vor, die vollen Direktzahlungen nur noch an jene Haushalte zu bezahlen, in denen im Betrieb regelmässig mitarbeitende Partnerinnen (oder Partner) sozialversichert sind. Damit kommt der Bundesrat einer langjährigen Forderung des Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV) nach. Denn heute erhalten rund drei Viertel aller Bäuerinnen keinen Lohn und haben folglich keinen Anspruch auf Sozialleistungen im Falle von Mutterschaft, Krankheit oder Unfall. Im Scheidungsfalle stehen diese Frauen oftmals sehr schlecht da, und auch was die Altersrente betrifft, sind sie nur minimal versichert.

Leider stellt sich die Landwirtschaftskammer des Schweizerischen Bauernverbandes gegen diese Vorgabe des Bundesrates. In seiner Antwort auf einen offenen Brief der SP Frauen* Schweiz vom 2. April 2019 schreibt der Verband, es handle sich hierbei um «eine öffentliche Einmischung in die privaten Angelegenheiten der Bauernfamilien». Dies verursache «einen beträchtlichen Verwaltungsaufwand sowohl bei Bund und Kantonen als auch bei den Bauernfamilien selbst» und könne «Härtefälle verursachen, worunter letztlich auch die Frauen leiden.»

Die Haltung der Landwirtschaftskammer ist nicht nur enttäuschend, sondern vor allem inkohärent: um der Nachfrage der Konsumentinnen gerecht zu werden, bemüht sich die Landwirtschaft um Nachhaltigkeit und Ökologie, und erwartet diesbezüglich massive Unterstützung vom Staat. Dabei wird aber der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit gänzlich ausser Acht gelassen.

Die SP Frauen* Schweiz sind solidarisch mit den Landfrauen und stellen sich hinter deren Forderung nach gerechter Entlöhnung und sozialer Absicherung für Partner*innen, welche in einem bäuerlichen Familienbetrieb mitarbeiten.

Sexismus und sexuelle Selbstbestimmung

Sexismus ist ein ganz wesentlicher Teil unserer kapitalistischen Gesellschaft. Er ist Teil einer Unterdrückung, einer Benachteiligung aufgrund von Geschlecht. Sexismus beinhaltet dabei nicht nur eine gefühlte Unterdrückung und Einschränkung im privaten Leben, sondern macht auch vor dem beruflichen Umfeld leider keinen Halt; sexistischee Witze oder Belästigung am Arbeitsplatz sind nur zwei von vielen solchen Erscheinungen. Sexismus ist deshalb ein ernstzunehmendes realpolitisches Problem von gewaltigem Ausmass.

Gleichstellung

Der 6-Punkte-Plan der SP Schweiz
21. Mai 2019

Seit 38 Jahren ist die Ungleichbehandlung auf Grund des Geschlechts von der Verfassung verboten. Dennoch hat die rechte Mehrheit im Parlament in der ablaufenden Legislatur zahlreiche Vorstösse für mehr Gleichstellung und eine wirksame Bekämpfung von Diskriminierung abgelehnt. Die SP-Bundeshausfraktion fordert darum in der kommenden Legislatur 2019-2023 eine gleichstellungspolitische Offensive. In einem Positionspapier präsentiert sie sechs konkrete Forderungen, um die Gleichstellung voranzubringen.In Sachen Gleichstellung – wie in vielen anderen Bereichen – war die ablaufende Legislatur eine verlorene Legislatur. Es braucht neue Mehrheiten im Parlament, um die Gleichstellung voranzubringen. Die Massnahmen dazu hat die SP heute in einem 6-Punkte-Plan vorgestellt:

  1. Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle: Für eine echte Elternzeit und gute Rahmenbedingungen für berufstätige Jungeltern.Zunächst muss die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter verbessert werden. «Es braucht endlich eine echte Elternzeit, besseren Diskriminierungsschutz von Jungeltern sowie mehr Teilzeitstellen – insbesondere für Väter», sagt SP-Nationalrätin Nadine Masshardt.
  2. Kinderbetreuung für alle: Für gute und bezahlbare Krippenplätze für alle
    Auch soll der Zugang zu Krippenplätzen vereinfacht werden. «Wenn es um die Verfügbarkeit und Zahlbarkeit von familienexterner Kinderbetreuung geht, ist die Schweiz ein Entwicklungsland», sagt SP-Nationalrat Cédric Wermuth.
  3. Für mehr Fairness beim Familienunterhalt: Alimentenbevorschussung für alle
    Besonders oft armutsbetroffen sind Alleinerziehende – etwa wenn die Unterhaltspflichtigen ihre Beiträge nicht zahlen. «Betroffene sollen in diesen Fällen Vorschüsse erhalten», sagt SP-Nationalrat Roger Nordmann.
  4. Für mehr Chancengleichheit: Anerkennung der Angehörigenpflege
    Benachteiligt sind auch Menschen, die sich neben ihrer Erwerbsarbeit um Angehörige kümmern. «Diese Personen – meist Frauen – haben häufig reduzierte Pensen, Lohnausfälle und Lücken in der Altersvorsorge», sagt SP-Nationalrätin Barbara Gysi. «Darum muss die Angehörigenpflege besser abgegolten werden.»
  5. Wirksamer Lohnschutz auch für Frauen: Lohndiskriminierung muss hart bestraft werden!
    Weiterhin stossend ist die massive Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau aufgrund des Geschlechts. Sie beträgt im Schnitt fast acht Prozent. «Unternehmen ab einer gewissen Grösse sollen darum Lohngleichheitsanalysen durchführen müssen», sagt SP-Nationalrätin Min Li Marti.
  6. Kein Sexismus bei der Arbeit: Für einen besseren Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
    Handlungsbedarf besteht auch hinsichtlich besseren Schutzes für Frauen vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. «Die Betroffenen müssen externe Ansprechpersonen und höhere Entschädigungen erhalten», sagt SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen.

Migrantinnen

Migrantinnen stehen für unterschiedlichste Wirklichkeiten: sie üben verschiedenste Tätigkeiten aus, verfügen über zahlreiche Qualifikationen und Fähigkeiten und bringen höchst verschiedenartige Erfahrungen mit sich. Dieses grosse Potenzial kommt aber vielfach kaum zum Tragen. Vielmehr sehen sich die meisten Migrantinnen mit einer doppelten Diskriminierung konfrontiert: Sie werden als Migrantin und als Frau weniger wahrgenommen und bekommen weniger Chancen sich einzubringen, mitzureden und mitzubestimmen. Ihr Zugang zu Arbeit, Bildung und Politik ist ungenügend. Migrantinnen werden oft vergessen oder als passiv dargestellt, wenn über eine inklusive Gesellschaft gesprochen wird. Für viele entsteht so das Gefühl der Unsichtbar- und Unhörbarkeit. «Man redet über uns, aber nicht mit uns», ist eine verbreitete Erfahrung von Migrantinnen in der Schweiz. Umso wichtiger ist es für die SP MigrantInnen, den Frauen unter der Migrationsbevölkerung eine starke politische Stimme zu geben und deren Würde, deren Rechte und Potenzial ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken: Unabhängig von der sehr unterschiedlichen Ausgangslage haben alle Frauen in der Migrationsbevölkerung ein Potenzial, das es wahrzunehmen gilt und das sie in aller Unabhängigkeit weiterentwickeln wollen.

Was ist die CEDAW?

Aus der Medienmitteilung der NGO Post Bejing vom 1. Juli 2020

Seit 40 Jahren gibt es die CEDAW. Die Abkürzung steht für Convention on the Elimination of all forms of Discrimination Against Women. 189 Staaten haben sich bisher verpflichtet, die CEDAW umzusetzen, darunter auch die Schweiz. Bisher ist die Frauenrechtskonvention jedoch über Fachkreise hinaus wenig bekannt und wird kaum genutzt. Dies will der neue Animationsfilm ändern. Er zeigt, wie mit der CEDAW Gerechtigkeit für alle Geschlechter erreicht werden kann.

Die CEDAW richtet den Blick auf Benachteiligungen von Frauen* in der Gesellschaft und fordert Massnahmen für rechtliche und tatsächliche Gleichstellung in allen Lebensbereichen. Dazu gehören explizit auch positive Massnahmen, also die aktive Förderung benachteiligter Gruppen, bis ein Gleichgewicht erreicht ist. Die Frauenrechtskonvention verpflichtet die Schweiz zudem, Fortschritte und Lücken im Gleichstellungsbereich regelmässig zu dokumentieren und zu überprüfen. Mit diesem breiten Anwendungsbereich stützt die CEDAW die nationale Gesetzgebung und geht über sie hinaus. Mit dem revidierten Gleichstellungsgesetz, das heute in Kraft tritt, nähert sich die Schweiz der tatsächlichen Gleichstellung an. Die CEDAW zeigt aber, dass es weitere Schritte braucht.

Der neue dreiminütige Animationsfilm vermittelt das grundlegende Gerechtigkeitskonzept der CEDAW visuell attraktiv und verständlich für ein breites Publikum ohne juristisches Fachwissen. Er ist ein Geschenk der NGO-Koordination post Beijing Schweiz und der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen an die Schweiz und die CEDAW zum 40-jährigen Be- stehen der Konvention.

Der Film ist in vier Sprachen verfügbar (d, f, i, e) und eignet sich für Bildungsangebote ab Stufe Sek II, zum Beispiel in Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, in der Politikvermittlung oder an Schulen für soziale Berufe. Er vermittelt Grundlagen zu Diskriminierung, Gleichheit, Gleichberechtigung und tatsächlicher Gleichstellung.

Frauen*Streik!

Wir SP Frauen* werden am Frauen*streik vom 14. Juni 2019 dabei sein und unsere Forderungen laut, klar und deutlich stellen. Denn Gründe zum Streiken gibt es genug!

Laut den neuesten Erhebungen des Bundesamtes für Statistik, ist die Schweiz punkto Lohnungleichheit stehengeblieben – der sogenannt «unerklärbare», also rein diskriminierende Anteil ist sogar angestiegen! Frauen wird nicht selten kurz nach der Geburt ihres Kindes, bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz, gekündigt, und sie sind schon während der Schwangerschaft grossem Druck ausgesetzt. Es gibt nach wie vor kein flächendeckendes Kitaangebot, und die Betreuungsplätze sind zu teuer. Wir Frauen sind in einem ungleich höherem Mass Gewalt, Mobbing und sexueller Belästigung ausgesetzt. Und, nicht zuletzt, erledigen Frauen den Löwinnenanteil der unbezahlten Care-Arbeit und erhalten dafür im Schnitt 40% weniger Rente. Armut ist weiblich.

Es ist dringend nötig, Lösungen zur Behebung all dieser allzu offensichtlichen Ungerechtigkeiten einzufordern: wir SP Frauen* wollen dies tun, und wir wollen auch dafür sorgen, dass unsere Forderungen in die politischen Gremien getragen werden!

Frauen*wahl 19

Eine paritätische Vertretung von Frauen in der Politik ist ein demokratisches Grundanliegen. Leider sind wir in der Schweiz noch weit von diesem Ziel entfernt. Fast 48 Jahre sind seit der Einführung des Stimm- und Wahlrechts für Frauen in der Schweiz vergangen, 37 seit der Verankerung der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern in der Bundesverfassung, aber noch heute sind die Frauen in der Politik stark untervertreten. Im Bundesrat sind es nun, dank der Wahl vom Dezember 2018, drei Mitglieder von sieben, im Nationalrat sind es 30%, im Ständerat sogar nur 15%. Dies obwohl Frauen punkto Ausbildung und Qualifikation den Männern in nichts nachstehen: im speziellen bei den jungen Generationen ist der Anteil Frauen mit einem Abschluss einer Fachhochschule oder einer universitären Hochschule höher als jener der Männer.

Frauen sind in den Medien stark untervertreten. Dies bezeugt auch die Studie der Universität Freiburg Gender und Medien im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015: «In Übereinstimmung mit bisherigen Studien zur Vorwahlberichterstattung in der Schweiz zeigt sich für den untersuchten Zeitraum eine Unterrepräsentation der Kandidatinnen und eine Überrepräsentation der Kandidaten in den Medien.» Frauen sind somit weniger sichtbar, und ihre Chancen, gewählt zu werden, verringern sich dadurch.

Ein weiteres Problem, welches Frauen an einer aktiven Partizipation in der Politik hindert, ist das der sexuellen Belästigung, des Mobbing und des Hatespeech, welchem sie häufig ausgesetzt sind. Gemäss einer Studie des Europarates, welche zur Initiative #NotInMyParliament geführt hat, haben 85 Prozent der Parlamentarierinnen, die an der Umfrage teilnahmen, psychologische Gewalt erlitten, sei es durch sexuelle Belästigungen, Übergriffe, körperliche Bedrohungen oder durch sexistische Bilder. Fast 47 Prozent der Antwortenden wurden mit dem Tod, Vergewaltigungen oder Schlägen bedroht. Knapp 25 Prozent wurden Opfer sexualisierter Gewalt, fast 15 Prozent der Befragten erlitten andere Formen körperlicher Angriffe.

Frauenförderung im politischen Bereich ist in erster Linie Sache der Parteien. Es geht nicht nur um gezielte Themensetzung, Schulung und Begleitung interessierter Frauen, sondern auch um strukturelle Anpassungen im Politbetrieb, welche die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und politischer Tätigkeit verbessern. Und es geht darum, Platz zu machen.

Die SP ist seit bald 30 Jahren konstant mit mindestens einer Frau im Bundesrat vertreten, in der vereinigten Bundesversammlung zählt ihre Fraktion 29 Frauen und 26 Männer. Auf kantonaler Ebene stellt sie 13 Regierungsrätinnen – was immerhin einem Anteil von 45% entspricht.

Wir SP Frauen* Schweiz begrüssen es, dass unsere Partei im Wahljahr 2019 das Thema der Gleichstellung ins Zentrum rückt und dass in fast allen Kantonen paritätische Wahllisten präsentiert werden. Die politische Frauenförderung hat bei uns eine lange Tradition, und darauf wollen wir aufbauen.

Nein zur Burkainitiative!

Am 7. März stimmen wir über die Burka-Initiative ab. Die Initiative ist heuchlerisch und rassistisch motiviert. Heuchlerisch, weil sie von einer Partei kommt, die Frauenrechte seit Jahrzehnten mit Füssen tritt. Rassistisch motiviert, weil sie mit einem Scheinproblem Politik auf dem Rücken der 400’000 Muslim:innen in der Schweiz macht und ganz direkt Islamfeindlichkeit schürt.

Wir SP Frauen* wehren uns gegen Sexismus und Rassismus. Wir stellen uns gegen alle, die Gewalt ausüben und anderen ihre Meinungen und Vorstellungen aufzwingen, und zwar unabhängig von ihrer Nationalität, Religion oder Lebensweise, egal ob auf der Straße, zu Hause, bei der Arbeit oder im Internet – kurz: #ausnahmslos. Wir stehen ein für Selbstbestimmung und bieten echte Lösungen für echte Probleme. Deshalb setzten wir uns für ein klares Nein zur Burka-Initiative ein.

99% Initiative – für ein feministisches JA!

Es gibt gute Gründe für ein überzeugtes, feministisches JA zur 99% Initiative!

Denn: Frauen erhalten nicht nur weniger Lohn, sie leisten auch viel mehr unbezahlte Arbeit – als Mütter, die sich um Kinder kümmern, als Töchter, die kranke Eltern pflegen, als Hausfrauen, die abends noch „kurz“ den Abwasch machen.  Ohne diese Arbeit würde unsere Gesellschaft in kürzester Zeit zusammenbrechen. Trotzdem wird diese enorme Arbeit heute kaum wertgeschätzt und Frauen müssen harte ökonomische Einbussen in Kauf nehmen, weil die Belastung durch Care-Arbeit sie zu Teilzeitarbeit zwingt. Die herrschende Lohnungleichheit und der tiefere Anteil bezahlter Arbeit führen dazu, dass Frauen heute in der Schweiz trotz gleicher Arbeitsbelastung rund 108 Milliarden Franken weniger verdienen als Männer. Dies entspricht einer Einkommenslücke von ca. 25’000 Franken pro weiblicher Person in der Schweiz.

Entsprechend sind Frauen bei den tiefsten Einkommen übervertreten. Armut ist heute weiblich: Die Armutsquote liegt bei den Frauen mit 8.5% deutlich über derjenigen der Männer (6.2%).6 Der Kampf der 99%-Initiative gegen die soziale Ungleichheit ist auch ein feministischer Kampf, mit dem wir das Machtungleichgewicht zwischen den Geschlechtern korrigieren. Wir rücken die Arbeit – auch unbezahlte! – wieder ins Zentrum, entlasten tiefe Einkommen und belasten die Kapitaleinkommen stärker. Mit den Mehreinnahmen wäre es zum Beispiel möglich, Kindertagesstätten und andere Betreuungseinrichtungen zu unterstützen – und somit Frauen ganz gezielt zu entlasten.

Gemäss Bund verdienen Frauen im Schnitt rund 12.5% weniger als Männer, für Kaderpositionen sogar fast 20% weniger. Für einen Grossteil des Lohnunterschiedes gibt es keine andere Erklärung als Diskriminierung.

Möchtest du gerne in deiner Sektion oder in deinem Streikkollektiv einen Themenabend für ein feministisches JA zur 99% Initiative organisieren? Das von der JUSO erstellte Lernmodul mit Kommentaren wird dir dabei von grosser Hilfe sein!

50 Jahre Frauenstimmrecht

Seit bald 50 Jahren, seit dem 7. Februar 1971, dürfen in der Schweiz auch Frauen abstimmen. Die Männer hatten endlich an der Urne beschlossen auch den Frauen das Stimmrecht zu geben.

Am 7. Februar 1971 sagten 65,7 % der Schweizer Männer Ja zum «Bundesbeschluss über die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts in eidgenössischen Angelegenheiten». Die Stimmbeteiligung lag bei 57.7%.

Die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Obwalden, Schwyz, St. Gallen, Thurgau und Uri lehnten die Vorlage ab. Im Zuge der Entwicklung auf Bundesebene führten die meisten Kantone kurz vor, nach oder zeitgleich mit dem eidgenössischen auch das kantonale und teilweise das kommunale Frauenstimmrecht ein. Manche Gemeinden verzögerten die Einführung des Frauenstimmrechts bis in die 1980er Jahre. In Appenzell Ausserrhoden entschied 1989 ein knappes Handmehr an der Landsgemeinde zugunsten des Frauenstimmrechts. Appenzell Innerrhoden führte erst 1991 nach dem Entscheid des Bundesgerichts als letzter Kanton das Frauenstimmrecht ein.

Die Einführung des Frauenstimmrechts verdanken wir dem jahrzehntelangen, unermüdlichen Kampf unserer Genossinnen und Genossen. Bereits im Jahr 1904 wurde das Frauenstimmrecht in das Programm der SP aufgenommen und war 1918 eine wichtige Forderung beim Landesstreik.

Die SP Schweiz und die SP Frauen* Schweiz wollen in den Monaten rund um den 7. Februar 2021 das 50-Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechts gebührend feiern.