Die SP Frauen Schweiz haben eine neue Co-Präsidentin: Nationalrätin Jessica Jaccoud (VD) wurde an der heutigen Mitgliederversammlung in Biel gewählt und bildet zusammen mit Tamara Funiciello (bisher) die Doppelspitze. Zudem verabschiedeten die Mitglieder Resolutionen zu feministischen Schwerpunkten wie der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und kündigten dazu eine Volksinitiative an.
In Biel trafen sich heute rund 100 Mitglieder zur Versammlung der SP Frauen Schweiz. Hauptthema war die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt. Bis heute wurden in der Schweiz bereits 23 Frauen und Mädchen getötet – mehr als im gesamten Vorjahr. Für die SP Frauen ist klar: Der Staat schützt Frauenleben unzureichend. Femizide sind keine Einzelfälle – sie sind das Resultat struktureller politischer Versäumnisse.
«Die steigende Zahl an Femiziden ist alarmierend, der fehlende politische Wille, Frauen zu schützen, untragbar», so Co-Präsidentin Tamara Funiciello «Darum lancieren wir eine Volksinitiative die die Finanzierung von Prävention, Beratung und Schutz endlich sichert».
Die Initiative soll in enger Zusammenarbeit mit Fachorganisationen und Expert:innen erarbeitet werden. Ein erster öffentlicher Anlass dazu findet am 24. Januar 2026 in Bern statt.
Jessica Jaccoud zur Co-Präsidentin gewählt
An der heutigen Mitgliederversammlung wurde auch das Co-Präsidium komplettiert: Eine grosse Mehrheit wählte Nationalrätin Jessica Jaccoud (VD). Die 42-jährige Juristin engagiert sich als Anwältin besonders für Frauenrechte “Mein feministisches Engagement entstammt nicht nur meinen persönlichen Erfahrungen, sondern vor allem auch meiner beruflichen Arbeit”, sagte Jaccoud. Bei den SP Frauen wolle sie sich insbesondere für die Gewaltbekämpfung und für ein modernes Familienrecht einsetzen.
Auch die Geschäftsleitung der SP Frauen wurde ergänzt: Neu gewählt wurde Iresha Udugampola. Die Personalberaterin ist aktives Mitglied aus dem Kanton Neuenburg.
Resolutionen zu Care-Arbeit und Familienpolitik
Neben der Resolution zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt verabschiedeten die Mitglieder zwei weitere Resolutionen, die die zentrale Rolle von Care-Arbeit aufnehmen: Die SP Frauen lehnen die Service-Citoyen-Initiative ab, weil sie die bereits heute überwiegend von Frauen geleistete unbezahlte Arbeit ignoriert und zu einer weiteren Abwertung von Sorgearbeit führen würde. Statt neue Pflichtdienste braucht es echte Anerkennung, bessere Arbeitsbedingungen in Pflege und Betreuung sowie Investitionen in flächendeckende Kinderbetreuung – deshalb sagen die SP Frauen hingegen klar Ja zur Kita-Initiative.
Auch in familienrechtlichen Fragen verlangen die SP Frauen eine Politik, die die Realität von Betreuungsarbeit berücksichtigt. Sie streben die egalitäre Kinderbetreuung an, lehnen eine gesetzliche Festschreibung der alternierenden Obhut in Trennungs- und Scheidungsfällen jedoch ab. Denn sie kann die bestehende Ungleichheit verschärfen und Mutter und Kind zusätzlich belasten, insbesondere in Fällen von häuslicher Gewalt. Die SP Frauen stellen sich dabei gegen die Instrumentalisierung des wissenschaftlich widerlegten Begriffs «elterlicher Entfremdung».