Die Service-Citoyen-Initiative, über die am 30. November abgestimmt wird, stösst in feministischen Kreisen auf Widerstand. An einer Medienkonferenz in Bern haben Vertreterinnen der SP Frauen Schweiz, des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) und der Grünen Schweiz dargelegt, warum die Initiative bestehende Ungleichheiten verschärft, unbezahlte Arbeit entwertet und Frauen zusätzlichen Pflichten aussetzt, ohne reale Gleichstellung zu schaffen.
Frauen leisten bereits heute unzählige Stunden unbezahlter Arbeit; in der Familie, in der Pflege und in der Nachbarschaft. Die Service-Citoyen-Initiative anerkennt diese Arbeit nicht, sondern fordert noch mehr. “Die Initiative verkennt, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt längst durch die unzählige freiwillig und unbezahlt geleistete Arbeit getragen wird”, sagt Tamara Funiciello, Co-Präsidentin der SP Frauen Schweiz und Nationalrätin. “Anstatt Frauen zu mehr Pflichtarbeit zu zwingen, sollten wir endlich über eine Arbeitszeitreduktion diskutieren, um Care-Arbeit gerechter aufzuteilen.”
Cyrielle Huguenot, Zentralsekretärin Gleichstellungspolitik beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB, warnt vor direkten ökonomischen Auswirkungen auf Pflege- und Betreuungsberufe. “Gerade in Pflege und Kinderbetreuung droht die Initiative Lohndumping zu fördern. Frauen würden als billige Arbeitskräfte eingesetzt, anstatt dass wir endlich in faire Löhne, Ausbildung und gute Arbeitsbedingungen investieren.”
Clarence Chollet, Nationalrätin und Mitglied der SiK-N, weist auf die Hintergründe der Initiative: “Es wird eine Dienstpflicht für Frauen eingeführt, wobei die Armee Priorität erhält. Laut einer Studie waren jedoch fast die Hälfte der Frauen im Militär mit Diskriminierung oder sexueller Gewalt konfrontiert. Frauen sollten sich dem nicht aussetzen müssen.” Eine feministische Sicherheitspolitik setze auf soziale und ökologische Sicherheit sowie Prävention – nicht auf Militarisierung.
Die Rednerinnen sind sich einig: Die Service-Citoyen-Initiative ist kein Schritt zur Gleichstellung, sondern ein Rückschritt. Gleichstellung entsteht nicht durch neue Pflichten, sondern durch gerechte Strukturen.