Das Menschenrecht meiner Grossmutter

1953 trat die EMRK als Folge der schrecklichen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg in Kraft. Seither gelten die Menschenrechte immer und überall. Sie sind auch eine Grundmaxime meines politischen Handelns. Denn die EMRK ist Basis für die Funktion und Legitimation der Schweiz als demokratisches und rechtsstaatliches Land. Für ebendiese Werte ist unser Land weltweit anerkannt und wird geschätzt.

«Dass ich als junge Nationalrätin hier vor Ihnen sitze, verdanke ich den Menschenrechten». Das war mein Einstieg an einem Podium mit jungen Politikerinnen und Politikern am Völkerrechtstag in Bern. Die Veranstaltung Mitte November stand ganz im Zeichen der Jugend. Und entsprechend betonte Bundespräsident Didier Burkhalter – nebst dem Engagement der Schweiz für die Förderung und Entwicklung des Völkerrechtes und der Menschenrechte – besonders die Rolle der Jungen. Stellvertretend dafür rief er das Publikum dazu auf, sich aktiv einzubringen. Auch deshalb unterstützt Burkhalter die Einführung des Stimmrechtsalters 16. Wer will, soll mitbestimmen können.

Was haben Menschenrechte mit mir beziehungsweise mit uns zu tun? Das fragte ich mich vor dem Podium auch. Doch obwohl wir Menschenrechte leicht als selbstverständlich annehmen, sind sie keine Selbstverständlichkeit: Noch meine Grossmutter war mit 30 Jahren von der Politik ausgeschlossen. Davon, als Nationalrätin über ihre Zukunft mitbestimmen zu können, konnte sie nur träumen.

Frauenstimmrecht auch dank EMRK

1963 trat die Schweiz dem Europarat bei und hätte folglich auch die zehn Jahre zuvor in Kraft gesetzte Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) unterzeichnen können. Doch der Bundesrat war dagegen. Gründe dafür: Das fehlende Stimm- und Wahlrecht der Frauen und die religiösen Ausnahmeartikel in der Verfassung. Doch 1968 nahm der Bundesrat einen zweiten Anlauf für die EMRK – aber ohne Frauenstimmrecht. Die Reaktionen darauf waren massiv: Frauenverbände protestierten und machten Druck für eine neue Abstimmung über das Frauenstimmrecht. 1971 billigten die Schweizer uns Schweizerinnen endlich das Recht zu, auf eidgenössischer Ebene mitzuentscheiden. 53 Jahre nach Deutschland, 52 Jahre nach Österreich, 27 Jahre nach Frankreich und 26 Jahre nach Italien. So ging meine Grossmutter auch dank der EMRK mit 37 Jahren erstmals wählen und abstimmen.

Drei Jahre später – am 9. Dezember vor 40 Jahren – war es soweit und die Schweiz schloss sich der EMRK an. Denn inzwischen wurden auch die religiösen Ausnahmeartikel (Verbot der Jesuiten an Schulen und Kirchen; Errichtung neuer oder Wiederherstellung aufgehobener Klöster/religiöser Orden) in einer Volksabstimmung ersatzlos gestrichen. Was uns zeigt: Menschenrechte sind nicht fremde Rechte. Sondern ebenfalls Kern unserer Demokratie.

Aus den Trümmern Europas

Zum 11. Geburtstag meiner Grossmutter war der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Europa lag in Trümmern. Millionen Juden, Roma, Homosexuelle und Angehörige weiterer Minderheiten waren gezielt ermordet worden. Die Weltbevölkerung realisierte, dass der Schutz des Individuums vor staatlicher Willkür und Gewalt zentral ist. Gerade aus dieser entsetzlichen Erfahrung heraus wurde die Idee der Menschenrechte formuliert.

1949 gründeten zehn westeuropäische Länder den Europarat und unterzeichneten bald darauf die EMRK; 1953 trat sie in Kraft. Seither gelten die Menschenrechte immer und überall. Sie sind auch eine Grundmaxime meines politischen Handelns. Denn die EMRK ist Basis für die Funktion und Legitimation der Schweiz als demokratisches und rechtsstaatliches Land. Für ebendiese Werte ist unser Land weltweit anerkannt und wird geschätzt. Umso unverständlicher, dass die SVP mit ihrer Volksinitiative «Landesrecht vor Völkerrecht» nicht nur die humanitäre Tradition der Schweiz in Frage stellt, sondern auch das, was uns im Innersten zusammenhält. Unsere Energie sollten wir nicht für die destruktive Aushöhlung und Zerstörung der Menschenrechte einsetzen, sondern im Gegenteil für deren Stärkung.

Wert der politischen Bildung

«Warum bereiten die Völker sich immer wieder auf einen neuen Krieg vor? Weshalb werden Bomber, Atom- und Wasserstoffbomben, Tanks, Geschütze und all die mörderischen Waffen mit immer vernichtenderer Stärke hergestellt?» Diese Fragen stammen nicht von mir und auch nicht von 2014. Meine Grossmutter notierte sie vor Jahrzehnten in einem Schulaufsatz zum Thema «Was mir Sorgen bereitet». Als Mädchen gab mir meine Grossmutter eine Kopie des Textes. Dieser berührte mich und ist ein Teil meiner Politisierung. Wie damals lesen und hören wir auch heute noch tagtäglich von Konflikten an den Aussengrenzen Europas und in aller Welt. Frieden ist nicht selbstverständlich. Um das zu realisieren, den Wert der EMRK zu erkennen, Heute und Gestern richtig einzuschätzen, ist politische Bildung zentral. Aller Dissonanzen zum Trotz war das Konsens am Podium des Völkerrechtstages: Wollen wir eine aufgeklärte, engagierte und motivierte Gesellschaft, müssen wir bei den Jungen ansetzen.

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin „links“. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.