Peter, du bist Du gegangen. Ich darf Dir die Ehre erbringen, die Dir gebührt. «Schrecklich», würdest Du jetzt wohl sagen, so wie immer, wenn ich meine Bewunderung für Dich aussprach. Mit «schrecklich» versuchtest Du den unabwendbaren Rummel um Deine Person abzuweisen.
Ich muss jetzt reden. Das ist eine schier unmögliche Aufgabe, denn eigentlich lie btest Du ja das Schweigen. «De säg doch eifach nüt», wäre wohl Dein Kommentar. Ich habe keine Notizen von unseren Gesprächen. Allein die Erinnerung muss mir helfen. Da bin ich in bester Gesellschaft bei Dir. Du sagtest einmal, Notizen schreiben halte vom Leben ab.
Ich erinnere mich gut an einen Abend im Vini. Es entstand ein Gespräch über die Roten einerseits, deren Ziel früher noch der Stammtisch war, an dem sich Tag für Tag die scheinbar unterschiedlichsten Leute zusammenfinden und deren Ziel der Konsens war. Und andererseits über die Totaldemokraten, deren Ziel es ist, zu glauben, dass man das Recht hat, auch zu Unhumanem, zu Unliberalem, zu Unsozialem JA sagen zu dürfen.
Du kritisiertest uns Roten, die keine Erzählungen mehr haben, sondern vorwiegend Ämter. «D Partei findet hüt ume no in Bundesbern statt und das güutet für aui Parteie, aussert für Totaldemokrate. Auso dört, wo e Löli vor SVP e Sektion gründet, de chunnt der Parteipräsident und hautet e mehrstündigi Red und dä redet e so, dass ne aui verstöh.»
Dir fiel immer noch etwas ein, womit niemand am Tisch noch rechnete. Du warst, wohl ohne es zu wollen, der stillste Gesprächsleiter mit Deinen unerwarteten Wendungen, die «fadegrad» auf den Punkt kommen.
Es ging Dir immer um das Erzählen und das Erfahren.
Was Erfahrung ist, veranschaulichtest Du mit Deinem schönen Karussell: «Ich bin auf dem Karussell zum ersten Mal in meinem Leben allein gereist. Die Eltern standen da, und ich war eine ganze Runde allein, dann kamen die Eltern wieder und waren wieder weg. Runde für Runde. Das ist Erfahrung.» Du erzähltest Deine Geschichten aus dem Alltag ohne grosse Moral, aber mit einer kleinen, meist gut versteckten Lehre.
Lieber Peter, Du warst immer Sozialdemokrat. Keine Sorge, wir sprechen Dich nicht heilig, aber wir machen es wie Du mit Deiner Familie an Weihnachten. Obwohl Du betontest: «Ich weiss, dass es keinen Gott gibt, aber ich glaube an ihn», erzähltest Du vor den Geschenken immer die Bergpredigt. Wir erzählen nun immer wieder von und mit Dir, auch wenn wir wissen, dass es kein Jenseits gibt, aber daran glauben, dass Du uns dort hörst und mit Deiner Stille zu uns sprichst.
Merci Peter.