Du bist Finanz- und Steuerberaterin. Da liegt eine Mitgliedschaft bei der SP nicht auf der Hand ...
Ich stamme aus einer konservativen kroatischen Migrantenfamilie und habe darum früh angefangen, alles zu hinterfragen. Durch meinen Beruf als Finanz- und Steuerberaterin bin ich noch politischer geworden. Ich merke jeden Tag, wie viel Ungerechtigkeit es gibt – bei Steuern, bei Versicherungen, bei der Behandlung von Migrant:innen. Irgendwann habe ich gemerkt: Wenn ich den Beruf mit ganzem Herzen mache, brauche ich eine politische Heimat, die meine Werte teilt. Bei der SP und den JUSOS habe ich Gleichgesinnte gefunden. Hier kann ich wichtige Themen ansprechen.
Wie bist du zur SP gekommen?
Meine Freundin hat mir gezeigt, dass die SP nicht elitär ist, wie ich dachte. Die herzlichen Menschen, die Aufklärungsarbeit und das Awareness-Team überzeugten mich: Hier will ich mitmachen.
Steueroptimierung und soziale Gerechtigkeit: Wie vereinbarst du das?
Ich sehe das so: Man muss nicht mehr Steuern zahlen, als der Staat verlangt – aber man muss zahlen, was man schuldet. Der Staat braucht Steuern, um zu funktionieren. Ich helfe Kund:innen, legal zu optimieren, ohne zu manipulieren. Gleichzeitig biete ich kostenlose Beratung für einkommensschwache Familien an, um Benachteiligung zu verhindern.
Warum hast du mit dem Spitzenfussball aufgehört?
Ich habe vier Mal das Kreuzband operiert – eine typische Frauenkrankheit im Fussball. Die Hormonschwankungen während des Zyklus machen die Bänder anfälliger. Als Frau musste ich im Fussball oft gegen patriarchale Strukturen ankämpfen. Wir verdienten halb so viel wie die Männer, wurden weniger wertgeschätzt. Irgendwann war es einfach zu viel.
Frauenfussball verkörpert viel von dem, was ich mir wünsche: Respekt, Gemeinschaft, Leidenschaft ohne Aggression. Ich vermisse den Sport, aber ich bin dankbar, dass ich heute etwas Neues gefunden habe, das mich erfüllt: Familie und Beruf.
Was sind deine Erwartungen an die SP?
Die SP sollte eine Stimme für die sein, die sonst nicht gehört werden. Ich wünsche mir, dass die Partei Brücken baut – zwischen Migrant:innen, zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land. Und dass sie weiterhin mutig bleibt. Ich bin zwar wegen meines Berufs nicht politisch exponiert, aber ich unterstütze die SP, wo ich kann. Vielleicht engagiere ich mich in ein paar Jahren aktiver – mal sehen!
Zur Person
Claudia Budimir, 25, ist ehemalige Spitzenfussballerin, angestellte Finanzberaterin und selbstständige Steuerberaterin mit ihrer Firma «Lila Steuern» in Olten.