Cédric Wermuth, co-président du PS Suisse
Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz
Seules les paroles prononcées font foi. Es gilt das gesprochene Wort.
Congrès du PS Suisse / Parteitag der SP Schweiz Sursee, 25 octobre 2025 / Sursee, 25. Oktober 2025
Liebe Genossinnen und Genossen, chères et chers camarades,
Wisst ihr, wann sich die Britischen Inseln vom europäischen Festland gelöst haben? Etwa vor 450’000 Jahren. Warum sage ich das? Nun, der reichste Mann der Schweiz ist gemäss aktueller Liste der Bilanz Gérard Wertheimer, seines Zeichens unter anderem Besitzer von Chanel und anderen Luxusmarken. Die Bilanz schätzt sein Vermögen auf 38 Milliarden Schweizer Franken. Hätte jemand mit dem schweizerischen Medianlohn von knapp 85’000 Franken pro Jahr (z. B. eine Sachbearbeiten im Rechnungswesen) bis heute auf diese Summe kommen wollen, dann hätte diese Person ohne je einen Franken für Wohnen, Essen oder Steuern ausgeben zu dürfen, vor 450’000 Jahren mit dem Arbeiten beginnen müssen, als man von Calais nach Dover noch laufen konnte.
Die 300 reichsten Menschen in der Schweiz haben ihr Vermögen in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Sie besitzen heute über 830 Milliarden Schweizer Franken. Die reichsten 1,8 Prozent besitzen mehr Vermögen als die restlichen 98,2 Prozent zusammen. 4/5 dieses Vermögens ist vererbt – vollkommen leistungsfrei. Mitten vor unseren Augen entsteht gerade nichts weniger als eine neue Oligarchie. Ist es nicht erschreckend, an welche Realität ökonomischer Ungleichheit wir uns offenbar schon gewohnt haben? Ich möchte euch ein Zitat vorlesen.
«Freiheit und Recht sind nach unseren geschichtlichen Erfahrungen bedroht durch die Tendenz zur Akkumulation von Besitz und Geld, die die Reichen immer reicher werden lässt, und die Tendenz zur Konzentration des privaten Eigentums an den Produktionsmitteln in wenigen Händen. […] Dem freien Selbstlauf überlassen, müssen eben diese negativen Tendenzen […] [die] Menschlichkeit am Ende zerstören: durch permanente Überprivilegierung der Besitzenden gegenüber den Besitzlosen, der Reichen gegenüber den Armen, der Produzenten gegenüber den Konsumenten, des Faktors Kapital gegenüber dem Faktor Arbeit.
In einer Gesellschaft, in der Besitz und Geld der Schlüssel für fast alle Betätigungen der Freiheit ist, ist die Frage des gerechten Anteils nicht nur eine Gerechtigkeitsfrage: sie ist die Freiheitsfrage schlechthin.»[1]
Zitat Ende.
Die Erkenntnis, dass man letztlich nur Freiheit für alle oder Vermögenskonzentration bei wenigen haben kann, aber nicht beides zusammen, steht so nicht etwa in einem neuen Flyer der JUSO, sondern ist wörtlich dem Grundsatzprogramm der deutschen FDP von 1971 entnommen. Unter dem Titel «Liberale Reform des Kapitalismus» forderte die FDP damals eine Erbschaftssteuer von – Achtung – 75 Prozent für hohe Vermögen. Die Kritik zumindest an den Auswüchsen eines ungebändigten Kapitalismus war noch vor wenigen Jahren selbstverständlich Teil jeder ehrlichen Politik von konservativen oder liberalen Parteien. Heute versuchen die Rechten jede Debatte über den Skandal der Ungleichheit im Keim zu ersticken. Und da zeigt sich auch eine der grossen Gefahren des Überreichtums für die Demokratie. Der reichste Mann der Welt besitzt X, das ehemalige Twitter. Der zweitreichste ist gerade dabei, TikTok zu erwerben. Dem drittreichsten gehören Facebook, Instagram und WhatsApp. Der viertreichste hat sich eben erst eine der weltweit einflussreichsten Zeitungen gekauft. In der Schweiz ist es kaum anders. Mit Geld lassen sich Werbekampagnen kaufen, Zeitungen oder – ja – mit Spenden und fetten Verwaltungsratsmandaten, auch Parteien und Parlamentarier:innen, wie das die Banken, Versicherungen und Grosskonzerne eindrücklich unter Beweis stellen. Jedes Mal, wenn wir in Bundesbern etwas wollen für die Kaufkraft der Bevölkerung, für Mieten, für Löhne, für Krankenkassenprämien, für Renten, hat der Staat kein Geld dafür. Jedes Mal aber, wenn wir Banken retten müssen, wenn wir Steuergeschenke schnüren für Grosskonzerne und Überreiche, dann können die Summen gar nicht gross genug sein. Die Orgie der Steuersenkungen hat soweit geführt, dass heute – und das sagt eine Studie der ETH, nicht die SP – dass heute eine Familie der Mittelklasse in einem Durchschnittskanton prozentual mehr Steuer bezahlt als eine Familie von Multimillionären in einem Tiefsteuerkanton wie Zug.
Les gens le voient, les gens le savent. Cela engendre frustration et déception. Nous partageons toutes et tous le sentiment que nous sommes de plus en plus une société d’épuisé-es, qui n’ont plus de temps pour rien, et qu’à la fin du mois, il ne nous reste finalement pas plus qu’au début. 40 % des salarié-es déclarent rentrer souvent, voire très souvent, épuisé-es du travail. Et que fait le Parlement ? Il continue de mettre toujours plus de pression sur les travailleuses et travailleurs, veut autoriser jusqu’à 17h de travail quotidien, ou encore étendre le travail dominical pour tout le monde. Il s’attaque aux salaires minimaux dans les cantons et veut relever l’âge de la retraite à 67 ans, tout cela en ignorant complètement le résultat des votes de la population. Cet état de fait, qui montre que les réalités de la vie des gens ordinaires sont tout simplement ignorées à Berne, nuit considérablement à la démocratie. La démocratie n’est pas seulement la promesse selon laquelle tout le monde peut participer aux prises de décisions, mais aussi la promesse que le quotidien de tout le monde s’améliorera, selon les possibilités de la société. Si cette promesse n’est plus tenue, alors surgit le marécage du désenchantement politique, sur lequel l’extrême droite bâtit son succès. Nous le voyons partout en Europe. Les inégalités sont le catalyseur du nouveau fascisme qui menace de nous submerger.
Le virage à droite et les inégalités s’accompagnent d’un retour de bâton que nous observons dans la lutte pour notre environnement. Chaque Suissesse, chaque Suisse émet en moyenne 15 tonnes de CO2 par an. Mais ce n’est qu’une moyenne. Pour les revenus les plus faibles, ce chiffre descend à 9 tonnes par an, tandis que les 1 % les plus riches sont responsables de 195 tonnes de CO2, soit vingt fois plus. La raison en est simple : jets privés, grosses voitures, villa dans des quartiers chics, investissements lucratifs dans les énergies fossiles. La grande majorité des gens a réduit son empreinte carbone depuis 1990. Mais les 5 % les plus riches consomment aujourd’hui 40 % de plus qu’à l’époque. Et lorsque la Jeunesse socialiste affirme aujourd’hui, dans son initiative, que l’inégalité est à l’origine de tous les problèmes, que la politique climatique est une question de classe et que nous ne devrions pas seulement prendre l’argent là où il est, mais aussi là où il peut être prélevé de manière équitable, elle a tout simplement raison et mérite donc notre soutien.
Die Initiative für eine Zukunft ist eine Chance, Genossinnen und Genossen, um eine Sache jetzt endlich einmal klarzustellen. Die Bedrohung von Freiheit, Demokratie, Wohlstand und Klima kommt weder im Schlauboot übers Mittelmeer noch im Auto als Pflegerin über die Grenze, sondern sie fliegt im Privatjet und einen dicken SUV und kauft sich politischen Einfluss über Parteispenden an SVP, FDP und Mitte. Das ist die Wahrheit, Genossinnen und Genossen.
Die Kehrseite von Ungleichheit zugunsten der Wenigen ist die mangelnde Kaufkraft der Vielen. Und genau das ist der Kampf, den die SP unter der Bundeshauskuppel führt. Es ist schon interessant. Nichts scheint für die Bürgerlichen in Bundesbern eine schlimmere Vorstellung als Steuererhöhungen. Ausser es geht um die Krankenkassenprämien. Weil, was sind denn im Budget von Familien die jährlich quasi automatisch ansteigenden Prämien, wenn nicht eine Steuererhöhung? Damit scheinen die Rechten keine Probleme zu haben. Sicher, die Schweiz hat nach wie vor ein gutes Gesundheitssystem. Aber in keinem anderen Land Europas zahlen die Menschen so viel aus der eigenen Tasche und kaum ein Land in der in der OECD finanziert sein Gesundheitssystem so asozial wie die Schweiz. Nur hier zahlen Gérard Wertheimer und die Sachbearbeiterin gleich viel für ihre Prämien. Die SP Schweiz startet heute eine neue Initiative, um sicherzustellen, dass sich die Menschen auch in Zukunft die Prämien und damit das Leben in der Schweiz noch leisten können. Mit unserer Initiative werden gegen 85 Prozent der Menschen entlastet oder müssen nicht mehr zahlen als heute und die Prämien für alle Kinder unter 18 Jahren entfällt. Genau das ist die konkrete Politik, mit der wir beweisen, dass die Demokratie das Leben der Menschen konkret verbessern kann und genau das macht in diesem Land nur die Sozialdemokratie.
Une dernière chose, camarades : quand on parle de pouvoir d’achat, on ne peut pas passer sous silence l’Europe. La Suisse, pays exportateur, gagne deux francs sur cinq grâce au commerce extérieur, et la moitié dans l’industrie. L’Union européenne reste notre principale partenaire commerciale. Cela vaut tout particulièrement pour les PME actives dans l’exportation. Beaucoup de ces entreprises sont sous pression à cause du cours de l’euro et des droits de douane. Contrairement aux grandes entreprises, elles ne peuvent pas simplement transférer leur siège social à Singapour du jour au lendemain. 5,3 millions de personnes travaillent dans ce pays et dépendent d’un salaire, dont deux tiers dans des PME. Depuis l’entrée en vigueur des accords bilatéraux I, leurs salaires réels ont augmenté deux fois plus vite qu’au cours des dix années précédentes. La politique européenne est une question de répartition des richesses et de pouvoir d’achat. Ce n’est pas un hasard si celles et ceux qui s’engagent volontiers aux côtés des autocrates de ce monde, comme l’a expliqué Mattea, sont également fondamentalement opposé-es aux Bilatérales III. Les oligarques de Washington, Moscou et Berne et leurs partis politiques redoutent le progrès social et écologique, car il les empêche d’exploiter les populations. Un paquet d’accords bilatéraux III qui garantit la protection des salaires et les services publics tout en stabilisant nos relations avec l’Union européenne est toutefois possible aujourd’hui et, pour la première fois depuis des années, à portée de main. Il est clair que l’UDC se vend à celles et ceux qui préfèrent transformer la Suisse en un Singapour alpin. Pour le PLR et le soi-disant Centre, ce sera un test décisif, qui montrera où ils se situent. Nous tendons la main. Et nous prenons parti pour une Suisse solidaire dans une Europe meilleure.