Linda De Ventura & Andrea Zryd, SP-Nationalrätinnen
Wir stimmen am 30. November über die «Service-citoyen-Initiative» ab. Die Initiant:innen stellen den Service citoyen als Fördermittel für Zusammenhalt und Gleichstellung dar. Tatsächlich aber würde er bestehende Ungleichheiten verschärfen. Denn die Initiative fordert, dass auch Frauen dazu gezwungen werden einen Dienst zu leisten, obwohl sie nach wie vor jedes Jahr Lohndiskriminierungen in Milliardenhöhe erleiden und einen Grossteil der unbezahlten Care-Arbeit leisten - 61 Prozent ihrer Arbeitszeit entfällt darauf. Die Initiative ignoriert diese Realität und verpflichtet die Frauen zu einem zusätzlichen Zwangsdienst an der Gesellschaft.
Lohndumping ist absehbar
Zudem droht Lohndumping. Denn wenn die zusätzlichen Dienstleistenden in den Bereichen Pflege, Bildung oder Betreuung eingesetzt werden können, sinkt der Druck, für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Fachkräfte würden verdrängt - das gefährdet das Personal und die Arbeitsqualität. Letztes Jahr haben 28000 Frauen eine Lehre abgeschlossen. Sie müssten gemäss Initiative nun zuerst einen schlecht entlöhnten Dienst leisten, anstatt dass sie zu einem vollen Lohn in die Arbeitswelt einsteigen können.
Pfadi & Co. müssten zurückstecken
Auch das in der Schweiz stark verankerte freiwillige Engagement und das Vereinswesen sind durch die Initiative bedroht. Denn wer zu einem Dienst gezwungen wird, hat weniger Zeit und Energie für ehrenamtliche Arbeit, etwa im Verein, in der Nachbarschaft oder in sozialen Projekten. Engagement lebt von Freiwilligkeit - nicht von Zwang.
Kurz und schlecht: Der Service citoyen vermehrt die unbezahlte Arbeit von Frauen, trägt nicht zur Bekämpfung der Lohndiskriminierung bei und verkennt den finanziellen Wert der unbezahlten Care-Arbeit von Frauen. Mit Freiwilligenarbeit hat das nichts zu tun. Nein zu mehr Ungleichheiten für Frauen, Nein zur «Service-citoyen-Initiative»!