Dass Ölkonzerne mit ihren klima- schädlichen Emissionen einen immensen wirtschaftlichen Schaden anrichten, ist nicht neu. Doch nun lässt sich der Schaden beziffern und auf einzelne Akteure zurückführen. Dies belegt eine neue US-Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature publiziert wurde. Die Forscher Christopher Callahan und Justin Mankin nutzten ein Modell, mit dem sich regionale wirtschaftliche Verluste wegen extremer Hitze auf den Ausstoss einzelner Fossilunter- nehmen zurückführen lassen. Mit anderen Worten: Schäden lassen sich einem Verursacher anlasten.
Anfang der 2000er-Jahre stellten sich Forscher:innen erstmals die Frage, ob es der Wissenschaft je gelingen würde, den Zusammenhang zwischen den Emissionen einzelner Unternehmen und dem Klimawandel wissenschaftlich nachzuweisen. «Etwas mehr als 20 Jahre später können wir diese Frage mit Ja beantworten», sagt Studienautor Justin Mankin. «Unser Rahmenwerk kann robuste emissionsbasierte Zusammenhang von Klimaschäden auf Unternehmensebene liefern.»
Erste Klagen sind hängig
Das ist nicht nur wissenschaftlich, sondern auch juristisch von Bedeutung. Denn mit der Anrechenbarkeit von Klimaschäden könnten Konzerne künftig für Schäden haftbar gemacht werden. In den US-Bundesstaaten Vermont und New York bestehen bereits Gesetze, die grosse Fossilunternehmen verpflichten, sich an den Kosten von Katastrophen zu beteiligen, die nachweislich mit ihrem CO₂-Ausstoss zusammenhängen. Noch sind Klagen gegen die Gesetze hängig, aber Studien wie die genannte können den Weg zu mehr Klimagerechtigkeit weisen.
Gut möglich also, dass die grössten Klimasünder in Europa bald nicht nur moralisch, sondern auch finanziell zur Verantwortung gezogen werden können.
Wer wird zur Kasse gebeten?
Bislang profitieren grosse Konzerne von ihren klimaschädlichen Produkten, tragen jedoch nichts zur finanziellen Bewältigung der Klimakrise bei. Anders die öffentliche Hand und die Bevölkerung: Die Menschen nutzen die Produkte der Öl- und Gasindustrie im Alltag, bleiben aber alleine auf den Klimakosten sitzen.
Der Wohlstand der westlichen Welt basiert zu einem grossen Teil auf fossilen Brennstoffen. Umso wichtiger ist es, dass Ölkonzerne endlich bei der Bewältigung der Krise mithelfen. Studienautor Christopher Callahan sagt es so: «So wie ein Pharmakonzern für die Nebenwirkungen eines Medikaments gerade- stehen muss, obwohl das Medikament auch Nutzen bringt, genauso sollten auch fossile Energieunter- nehmen sich nicht um die Schäden foutieren können, die sie angerichtet haben, nur weil ihre Produkte wirtschaftlichen Aufschwung gebracht haben.»
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