Herr Fehr, die Pensionskasse der Stadt Biel hält sich bereits heute an die Regeln, die die Kriegsgeschäfte-Initiative verlangt. Wie kam es dazu?
Erich Fehr: „Wir liessen aufgrund eines parlamentarischen Vorstosses eine Studie zur Nachhaltigkeit unserer Anlagen machen und stellten fest, dass wir uns mit geringfügigen Abweichungen an die Vorgaben der Kriegsgeschäfte-Initiative halten. Wir investieren seit rund vier Jahren konsequent nicht mehr in Hersteller von Rüstungsgütern.“
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
„Die Kriterien der Kriegsgeschäfte-Initiative sind problemlos umsetzbar, bei Direktanlagen in Firmen sowieso. Eine Herausforderung können Fonds-Produkte darstellen. Da muss man jedoch Augenmass walten lassen. Salopp gesagt: Sollten sich an fünfter Stelle hinter dem Komma Investitionen in einen Rüstungshersteller verstecken, muss man das hinnehmen. Sonst steht der Verwaltungsaufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Doch die Zeit spielt für uns.“
Wie meinen Sie das?
„Für eine Kasse wie unsere, die vorwiegend in Fonds investiert ist, wird es zunehmend einfacher. Die Leute wollen nicht mehr in Fonds mit Rüstungsgütern investieren. Dieser gesellschaftliche Druck führt dazu, dass immer mehr nachhaltige Fonds zur Verfügung stehen.“
Welche Rendite erzielt Ihre Pensionskasse?
„Als Verwaltungskommission steht man immer in einem Spannungsfeld zwischen ethischer Verantwortung und dem Auftrag, für die Versicherten eine möglichst gute Rendite zu erzielen. Wir können jedoch zufrieden sein. Dank unserer nachhaltigen Anlagestrategie liegt unsere Rendite über dem Benchmark.“
Wie gross ist der Aufwand für Nachhaltigkeit?
„Ich kann keinen Mehraufwand feststellen. Der grösste Aufwand findet im Kopf statt – bis die Versicherten und die Verantwortlichen umdenken und entscheiden, von Investitionen in Rüstungsgüter wegzukommen. Auch darum braucht es ein Ja zur Kriegsgeschäfte-Initiative.“
Erich Fehr ist Stadtpräsident von Biel und steht der Verwaltungskommission der Pensionskasse der Stadt Biel vor. Das Anlagevermögen der Pensionskasse beträgt rund 1 Mia. Franken.