Mehr Schutz und weniger falsche Tabus

Yvonne Feri, Nationalrätin AG, Präsidentin SP Frauen Schweiz

Yvonne Feri, Nationalrätin AG, Präsidentin SP Frauen Schweiz
Am 24. März 2014 hat eine Expertengruppe des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) gefordert, was schon lange hätte umgesetzt werden müssen: Eine nationale Politik zur Sexarbeit in der Schweiz. Mit verbesserten rechtlichen Rahmenbedingungen sollen Frauen im Erotikgewerbe besser vor Ausbeutung geschützt werden. Ein Verbot der Prostitution, wie Alice Schwarzer es gefordert hat und wie es in Schweden bereits umgesetzt wird, lehnt die Expertengruppe ab. Ein Glücksfall für die Schweiz.

In einer Auslegeordnung stellt die nationale Expertengruppe unter der Leitung der früheren St. Galler Regierungsrätin Kathrin Hilber fest, dass Frauen im Erotikgewerbe regelmässig Ausbeutungssituationen ausgesetzt sind und in diesem Gewerbe oft prekäre Verhältnisse vorherrschen. Die von der Expertengruppe vorgeschlagene Lösung des Problems entspricht den Forderungen der SP Frauen: Die Expertinnen und Experten sind der Ansicht, dass mit verschiedenen Massnahmen der Politik, der Verwaltung und privater Organisationen die Rechte der im Erotikgewerbe tätigen Frauen gezielt gestärkt werden sollen. Es wird empfohlen, eine nationale Politik zur Sexarbeit auszuarbeiten, um wichtige Grundsätze auf eidgenössischer Ebene zu verankern.

Diese Politik soll nach Meinung der Expertengruppe liberal und pragmatisch ausgestaltet sein. Ein Verbotsmodell nach dem Vorbild nordischer Staaten sei für die Schweiz nicht geeignet, den Schutz von Frauen im Erotikgewerbe zu stärken, schreibt die Expertengruppe. Konkret schlägt der Bericht unter anderem auch die Aufhebung der Sittenwidrigkeit von Prostitutionsverträgen vor. Während die Ausübung der Sexarbeit zwar legal ist, verstossen Prostitutionsverträge nach bisheriger Auslegung durch das Bundesgericht gegen die guten Sitten – auch berechtigte Forderungen können deshalb nicht gerichtlich eingefordert werden.

Schweden ist kein Vorzeigebeispiel

Damit wird deutlich: Sexarbeit darf nicht von öffentlichen Orten verbannt, nicht in die Illegalität gedrängt werden. Mit Repression ist den Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern nicht gedient, im Gegenteil. Das Sexgewerbe braucht klare rechtliche Rahmenbedingungen, die Schutz und Kontrolle ermöglichen. Ein Richter im Kanton Zürich ist schon im letzten Jahr zu dieser Einsicht gekommen und hat die Sittenwidrigkeit eines Prostitutionsvertrages, in diesem Falle die mündliche Vereinbarung über die Bezahlung einer Dienstleistung, aufgehoben. Der Richter hat diesen Entschluss aufgrund der Annahme gefällt, «dass die Moralvorstellungen der Gesellschaft zur Prostitution in den letzten drei Jahrzehnten einem massgebenden Wandel unterzogen wurden».

Es wird Zeit, dass wir diesen Wandel auch auf nationaler Ebene anerkennen. Verbote und Sittenwidrigkeit drängen die Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen nur in die Illegalität und damit in eine Zone, in der sie Ausbeutung und Missbrauch schutzlos ausgesetzt sind. Ein Prostitutionsverbot ist damit nicht mehr als ein Feigenblatt einer Gesellschaft, die den Mut nicht findet, sich pragmatisch und lösungsorientiert mit den Problemen der Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen auseinander zu setzen. Schweden kann deshalb in meinen Augen kein Vorbild sein, auch wenn das Modell vielleicht kurzfristig Erfolge feiert. Die Empfehlungen der Expertengruppe hingegen sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – ganz im Sinne einer sozialdemokratischen Politik, die den Schutz der Frauen ins Zentrum stellt. 

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin „links“. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.