Für eine Rückkehr des starken Staates

Die Geschwindigkeit, mit der die Krisen derzeit aufeinander folgen und sich überlappen, ist atemberaubend – ja sie macht geradezu ohnmächtig. Der ständige Appell an die Eigenverantwortung macht es nicht besser, im Gegenteil. Natürlich ist das Recht auf ein eigenverantwortliches Leben ein zentraler Baustein einer freien Gesellschaft. Was geschieht, wenn diese rote Linie nicht respektiert wird, zeigt die Geschichte Europas in Ost und West. Nur: Eigenverantwortung ist keine Antwort auf globale Krisen. Sie ergibt dort Sinn, wo ich als Individuum auch tatsächlich wirkungsmächtig sein kann. Und das trifft weder auf die globale Ungleichheit zu noch auf die Klimakrise, die Pandemie, den Krieg oder die Energiekrise.

Die Geschwindigkeit, mit der die Krisen derzeit aufeinander folgen und sich überlappen, ist atemberaubend – ja sie macht geradezu ohnmächtig. Der ständige Appell an die Eigenverantwortung macht es nicht besser, im Gegenteil. Natürlich ist das Recht auf ein eigenverantwortliches Leben ein zentraler Baustein einer freien Gesellschaft. Was geschieht, wenn diese rote Linie nicht respektiert wird, zeigt die Geschichte Europas in Ost und West. Nur: Eigenverantwortung ist keine Antwort auf globale Krisen. Sie ergibt dort Sinn, wo ich als Individuum auch tatsächlich wirkungsmächtig sein kann. Und das trifft weder auf die globale Ungleichheit zu noch auf die Klimakrise, die Pandemie, den Krieg oder die Energiekrise.

Geplante Industriepolitik

Langsam dämmerte die Erkenntnis, dass der Staat die einzige Institution ist, die die Kraft aufbringt, mit fundamentalen Krisen fertigzuwerden. Nicht der schwache Nachtwächterstaat, der nur die Zerstörungen zusammenwischen darf, sondern der planende Wirtschaftsstaat. Die gleiche Erkenntnis scheint sich auch heute wieder durchzusetzen. Sowohl die USA wie auch Europa betreiben statt blinden Vertrauens in anonyme Märkte vermehrt wieder geplante Industriepolitik. Die globalen Konzerne wie Google, Apple und Amazon – gemessen an ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihrem politischem Gewicht längst private Staaten – planen schon länger in Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Geplant wird also sowieso. Die einzige Frage ist: Tun wir es als Schweizer Demokratie, oder überlassen wir es Washington, Brüssel oder dem Kapital? Dass die Linke immer mehr Staat will, die Rechte hingegen immer weniger, ist ein Märchen. Die rechte Mehrheit in Bundesbern baut den Staat immer wieder aus. Nicht nur in der polizeilichen Überwachung der Bürger und Bürgerinnen, sondern auch, wenn es um den Schutz der Interessen des Kapitals geht. Ganze Bundesämter beschäftigen sich schwerpunktmässig mit der Durchsetzung dieser Interessen, wie zum Beispiel das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, das Bundesamt für Landwirtschaft oder das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum.

Über diesen Staat beklagt sich von rechts kaum jemand. Die Rechte ist meist nur dort gegen den Staat, wo er für mehr Gleichheit und Demokratie sorgt, also die Macht des Kapitals einschränkt. Die Praxis folgte also nicht der Parole: «Sozialismus nie!», sondern fast immer dem Motto: «Sozialismus – ja, gerne, aber bitte schön nur genau für die Branche, für die ich einen Lobbyauftrag habe!»

Europa hat es Putin zu einfach gemacht

Zu wenig staatliche Planung und zu viel Markt am falschen Ort sind ein geopolitisches Risiko für Sicherheit und Stabilität. Das sehen wir jetzt bei der Strom- und Energieversorgung. Natürlich, die extremen Preisausschläge hatte so niemand vorausgesehen. Sie sind in diesem Ausmass primär dem physischen Krieg und dem Wirtschaftskrieg des russischen Regimes geschuldet, keine Frage. Aber Europa hat es Putin zu einfach gemacht. Naiv glaubte man, Energie und Strom seien unpolitisch und liessen sich als Ware handeln wie jede andere Ware. Jetzt wird «das freie Spiel der Marktkräfte» zum Gehilfen der falschen Seite und droht die Bereitschaft der europäischen Gesellschaften zur Solidarität mit der Ukraine zu unterlaufen. Krisen verlangen von der Politik, ihre ideologischen Brillen und engen Lobbyperspektiven abzulegen. Wir brauchen jetzt mehr Staat, nicht weniger. Einen Staat, der dafür sorgt, dass niemand zurückgelassen wird. Mehr Sozialstaat also, um sicherzustellen, dass nicht einige wenige von der Krise noch mehr profitieren und viele viel verlieren. Und wir brauchen den starken Staat dort, wo Einzelinitiativen nicht mehr gegen die wachsenden Herausforderungen ankommen. Zum Beispiel im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Genau das schlägt die SP zusammen mit Partnerorganisationen mit der Initiative für einen öffentlichen Klimafonds nun vor.

Vor kurzem hätte man mich für diese Aussagen wohl noch einen Kommunisten geschimpft. Heute verweise ich auf die bürgerlichen Parteipräsidenten und den Präsidenten des Gewerbeverbandes. Sie alle forderten in den letzten Wochen genau das: mehr staatliche Planung bei Medikamenten- und Gesundheitsversorgung, mehr politische Steuerung der Globalisierung, Rücknahme der Liberalisierung des Strommarktes für Grosskunden. Spätestens in der Krise werden wir offenbar alle zu Sozialdemokraten.

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Cédric Wermuth

Cédric Wermuth

Nationalrat AG und Co-Parteipräsident

Cédric Wermuth

Cédric Wermuth

Nationalrat AG und Co-Parteipräsident

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin „links“. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.